THEODOR STORM:
HANS UND HEINZ KIRCH (1883)
Zusammenfassung:
In einer kleinen, ehrwürdigen Stadt an der Ostsee lebt Hans Kirch, ein Fracht-Kapitän, strebsam, fleißig, sehr sparsam und ehrgeizig. Sein Sohn Heinz soll es weit bringen - bis in den Magistrat!
Der Junge lernt gut und bekommt Extra-Unterricht beim Pastor wie die Söhne der Honoratioren, aber er ist auch wild und verwegen und er hegt eine zarte Liebe zur Tochter einer schlecht beleumundeten Wäscherin: die hübsche Wieb.
Das väterliche Geschäft weitet sich aus, aus dem Getreidehandel wird ein Kohlehandel mit England, ebenso wächst Heinz zu einem stattlichen Matrosen heran, der sich mit 17 Jahren auf eine einjährige Fahrt nach China verabschiedet. Dies herzensschwer und tränenreich von Wieb und im Zorn von seinem verschlossenen Vater (er war nicht rechtzeitig nach Hause gekommen).
Hans Kirchs Hoffnung auf einen Ratsherrenstuhl erfüllt sich nicht, er ist wohl nicht genügend wohlhabend hierfür, und sein Zorn wird vollends entfacht, als er von seiner zänkischen Schwester erfährt, mit wem Heinz sich am letzten Abend vergnügt hat: der 'Matrosendirne' Wieb. Er schreibt einen wütenden Brief.
Daraufhin kehrt Heinz nicht mehr zurück und lässt auch nichts mehr von sich hören, so dass sein Name im väterlichen Hause nicht mehr genannt werden darf.
Als dann nachzwei Jahren ein dicker, aber unfrankierter Brief von Heinz kommt, ist der Alte nicht bereit, das Porto von 30 Schillingen zu zahlen und nimmt den Brief nicht an. Es vergehen 15 Jahre, das Kaiserreich entsteht, die Stadt hat jetzt Telegraphendrähte, Hans Kirch ist grau geworden und seine Frau stirbt, ohne - wie sie fest geglaubt hatte - ihren Sohn noch einmal gesehen zu haben.
In der Zwischenzeit hat die Tochter Lina glücklich geheiratet und ist mit ihrem Mann Christian Martens in das erweiterte Haus eingezogen. Doch da kommt die Nachricht, dass Heinz in Hamburg gesehen werden sei, und dies in nicht sehr gutem Zustand. Der gebeugte und längst milder gestimmte Vater macht sich auf nach Hamburg; für seinen Schwiegersohn ist diese Wendung allerdings nicht ganz so freudevoll, denn neue Ansprüche auf das Geschäft und das Erbe ergeben sich daraus.
Der Vater kehrt mit dem frisch eingekleideten Sohn zurück. Dieser sieht älter aus, als er ist, von den Wettern gegerbt, von Narben gezeichnet, spröde und wortkarg. Er kommt aus einer anderen Welt (Texas) und interessiert sich nicht für die Familie und die Geschäfte.
Am Sonntag vor dem Kirchgang dann bricht der alte Groll aus: der alte Hans Kirch kann es nicht ertragen, dass sein Sohn nicht als Kapitän mit ihm zusammen in der kirchlichen Kapitänsloge sitzen wird, so wie es sein lebenslanger Traum war.
Das Gerücht geht um, bei dem Heimgekehrten handele es sich um einen anderen, ihm ähnlichen Sohn der Stadt. Er wird nun mit Vorsicht beobachtet. Eines Abends, allein im Hause, gewahrt er durch das Fenster jene Insel, zu der der junge Heinz Kirch mit seiner Wieb gerudert ist. Er verlässt das Haus und rudert los.
Am nächsten Mittag kommt es endlich zum Gespräch über den Brief vor 15 Jahren, und der Alte weiß dazu nichts zu sagen. Doch Schwester Jule lässt ihn wieder zweifeln: Heinz hatte sich doch als Junge mit Säure einen Anker auf den Arm gebrannt, so etwas geht ja nicht mehr weg, aber wo ist es? Hans Kirch: "Gott Dank, dass es ein Fremder ist!"
Bei einem Spaziergang durch den nächtlichen Hafen wird Heinz auf eine Spelunke aufmerksam, aus der Lärm quillt. Darin findet er eine Kellnerin, die von einem Trunkenbold belästigt und gedemütigt wird. Er erkennt in ihr seine Wieb wieder und auch sie erkennt ihn. Er trägt immer noch den silbernen Ring, den sie ihm zum Abschied umgehängt hat. Er will mit ihr weg, aber sie ist mit diesem Trunkenbold, einem Seemann, verheiratet. Heinz besäuft sich.
Am folgenden Tag rechnet der alte Kirch lange; er möchte den unwillkommenen Gast auszahlen, um ihn für immer aus dem Haus zu haben. Am Abend kommt es zur letzten Begegnung, am nächsten Morgen nimmt Heinz nur einen geringen Teil des Geldes aus dem Kuvert und verlässt die Stadt.
Hans Kirch hört seinen Sohn das Haus verlassen. Am Mittag kommen Lina und überraschenderweise auch Wieb zum Alten und bitten ihn auf ihren Knien, seinen Sohn, denn das ist er ja nun eindeutig, zurückzuholen. Der Alte bleibt hart.
Genau ein Jahr später, die Herbststürme toben um das Haus, hat Hans Kirch nächtens eine unheimliche Vision: ein Schiff geht unter und sein ertrunkener Sohn steht vor ihm. Hans Kirch erleidet einen Schlaganfall, von dem er sich aber wieder erholt.
Er ist nun ein alter gebrochener Mann, gibt alle seine Geschäfte an seinen tüchtigen und aufstrebenden Schwiegersohn ab und wandelt auf langen Spaziergängen an der See entlang. Eines Tages gesellt sich Wieb zu ihm, ihr Mann hat sich zu Tode getrunken, und sie wird nun seine Begleiterin auf seinen Spaziergängen bis zu Hans Kirchs Tode.
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