Berlin Alexanderplatz door Alfred Döblin

Beoordeling 5.9
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Boekcover Berlin Alexanderplatz
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  • Boekverslag door een scholier
  • 6e klas vwo | 9390 woorden
  • 3 mei 2001
  • 41 keer beoordeeld
Cijfer 5.9
41 keer beoordeeld

Boek
Auteur
Alfred Döblin
Taal
Duits
Vak
Eerste uitgave
1929
Pagina's
430
Geschikt voor
bovenbouw havo/vwo
Oorspronkelijke taal
Duits

Boekcover Berlin Alexanderplatz
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Berlin Alexanderplatz door Alfred Döblin
Shadow

Titel:
Berlin Alexanderplatz

Auteur:
Alfred Döblin, geboren am 10. August 1878 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, war Nervenarzt in Berlin. Dort war er auch Mitbegründer der espressionistischen Zeitschrift ’Der Sturm’. 1933 emigrierte er nach Paris und 1940 weiter nach Amerika wo er Katholisch wurde. Nach dem Krieg kehrte er zurück als französischer Offizier nach Deutschland. Von 1946 bis zum 1951 war er Herausgeber der Literaturzeitschrift ’Das goldene Tor’ und Mitbegründer der Mainzer Akademie in 1949. Aus Enttäuschung über das Nachkriegdeutschland kehrte er 1953 zurück nach Paris. 1957 starb er in Emmendingen.

Samenvatting:

Erstes Buch

1927 Franz Biberkopf, Anfang 30, ein großer kräftiger Mann, der zuletzt als Möbeltransportarbeiter tätig war, wird an einem Montag Morgen aus der Haftanstalt Berlin-Tegel entlassen, wo er eine vierjährige Strafe verbüßt hat, nachdem er seine Geliebte Ida, bei der er wohnte und von der er lebte, aus Eifersucht erschlagen hatte. Das Gericht stufte diese Tat nicht als Mord, sondern als Totschlag ein. Franz Biberkopf, jahrelang an die Anstaltsordnung gewöhnt, er hat sie geradezu verinnerlicht, ebenso die Enge und Stille der Gefängniswelt, kommt mit dem Lärm und der Hektik in der Welt da draußen nicht zurecht, er irrt durch die Stadt, vielfache Eindrücke dringen auf ihn ein und vermischen sich mit seinen inneren Stimmen, schließlich stellt er sich in einen Hinterhof und singt.
Ein Jude, rothaarig und mit Kaftan bekleidet, nimmt sich seiner an, bringt ihn in die Wohnung eines jüdischen Freundes, mit dem er sich aber immer streitet (Nachum und Eliser), und erzählt dem apathisch in sich verkrochenen Franz die Geschichte vom Polen Zanowich, der durch Hochstapelei zur rechten Zeit am rechten Ort sein Glück machte - und doch ein böses Ende nahm. Das bringt Franz wieder zu sich. Er verlässt die Wohnung, geht ins Kino, die Film-Handlung weckt in ihm das Verlangen nach dem Weib, für drei Mark bekommt er eine Dicke. Dann treibt es ihn in die Wohnung seiner toten Ex-Geliebten Ida, deren Schwester Minna dort mit Mann und Kind wohnt, überwältigt von der Erinnerung an seine Geliebte vergewaltigt er Minna mehr oder weniger, jedenfalls ist ihre Schürze zerrissen, sie hat Kratzspuren und ein blaues Auge danach, in den nächsten Tagen versucht er diese Tat wieder gut zu machen, indem er ihr von seinem Gefängnisgeld neue Schürzen und anderes zukommen lässt. Sie bittet ihn, nicht mehr zu kommen, er verspricht es, der Abschied ist wehmütig für beide.Franz unterstellt sich der Schutzaufsicht der Gefangenenfürsorge am Alexanderplatz, er muss sich monatlich melden, sein neues Leben beginnt. Er isst sich vier Wochen lang rund und gesund und besucht noch einmal die Juden Nachum und Eliser. Sie staunen über seine Entwicklung, der Rote erzählt ihm die Geschichte von dem Gummiball mit den drei Bleikugeln darin. Dieser Ball macht dadurch unvorhergesehene Sprünge.

Zweites Buch
Denn folgen einige Szenen und Nachrichten aus dem Leben der Stadt Berlin. Franz geht auf Arbeitssuche, er besucht eine Versammlung von ambulanten Gewerbetreibenden (Topf-, Textil-, Viehhändler ...) lässt sich als Verbandsmitglied eintragen und erwirbt die Berechtigung zum Handel mit Textilwaren. Freund Gottlieb Meck ist Stammgast in dem Lokal und handelt auch mit Textilien. Woher will Franz den fälligen Mitgliedsbeitrag nehmen und die Textilwaren? Franz geht mit seiner neuen Freundin, der polnischen Lina, spazieren, sie studieren einen Zeitungsstand in einem Hauseingang. Franz bietet Schlipshalter auf der Straße feil, er tut dies sehr wortreich. Das genügt ihm aber nicht, er will auch noch mit Zeitungen handeln. Aber mit welchen? Er könnte Pornographisches für einen weißhaarigen Zeitungshändler verkaufen, nimmt auch einen Packen mit und wir lesen zusammen mit Franz ein paar Schulengeschichten daraus. Aber Lina ist entsetzt, droht mit Trennung und wirft dem Weißhaarigen den Zeitungsstapel vor die Füße. Franz ist erleichert. Franz handelt nun mit völkischen Zeitungen und trägt eine Hakenkreuzbinde. Seine alten Kommunistenfreunde (George "Orge" Dreske) nehmen ihm das übel, wie war das damals zusammen 1918/19 und mit Rosa Luxenburg und Karl Liebknecht. Aber Franz will davon nichts mehr wissen, es hat ja nicht viel gebracht, er ist für Ordnung. Am Abend wird er in seiner Stammkneipe provoziert, er bekommt einen Wut- bzw. Schreianfall, umklammert einen Stuhl als Waffe, das beeindruckt die Anderen und er verlässt das Lokal ohne größeren Schaden angerichtet zu haben. Denn folgt eine Beschreibung von Franzens Statur und wie er seine Ida umgebracht hat (mit einem Sahneschläger) und warum (Eifersucht), Anwendung des 1. Newtonschen Bewegungsgesetzes (Krafteinwirkung), Franzens Verhaftung, medizinische Erklärung der Todesursache, Hinzuziehung der antiken Orest-Sage (Gattenmord und Muttermord).

Drittes Buch
Franz vertreibt auch noch Gelegenheitsware (Schnürsenkel) und für einen Liebesdienst erhält er von einer propperen Witwe 20 Mark. Das erzählt er seinem Kollegen Otto Lüders, Onkel von Lina, der geht am nächsten Tag zu der Witwe und erleichtert sie um Bargeld und einige Wohnungsgegenstände. Eine Woche später steht Franz mit Schlips und Strauß vor der Wohnungstür der Witwe, doch sie macht gleich wieder die Tür zu. Erbost schreibt er einen Zettel, er wolle seine Ware zurück. Am nächsten Tag wartet ein Brief in seiner Kneipe auf ihn, der ihn blass werden lässt. Lüders kommt und verschwindet gleich wieder. Einschub: Der Kriegsinvalide und sein eben erst verstorbenes Kind. Franz zieht aus seiner Bude aus und verschwindet spurlos, Lina macht Franzens Freund Meck ausfindig, zusammen quetschen sie den Lüders aus (Prügel), der macht Franz in seiner neuen Dachkammer ausfindig, doch Franz wirft ihn raus, verlässt auch diese Bleibe und ist verschollen.

Viertes Buch
Stadtleben, Baustelle Alexanderplatz (U-Bahn). Die Bewohner des Hauses, in dem sich Franz verkrochen hat, werden beschreiben.
Fiktives Gespräch Franzens mit einem Pfarrer, innerer Monolog? Delirium? Franz hat Magenschmerzen, braucht eigentlich Hilfe. Franz besucht die Juden.
Der Schlachthof in Berlin: Ein Gang von außen nach innen, Beschreibung von Schlachtszenen (Schwein, Stier)
Gespräch Satans mit dem ruinierten Hiob
Ein "zartes Kälbchen" wird geschlachtetFast zwei Monate hat Franz nun auf seiner Bude gelegen, gesoffen, gekotzt und sein letztes Geld verbraucht. Eines Nachts nun wird er Zeuge von einem Einbruch in das Warenlager im Keller seines Hauses, die Polizei nimmt den Fall auf. Die Geschichte von Gerner, Zimmermann und Hausverwalter: Er und seine Frau wollen sich an den Diebstählen im eigenen Haus beteiligen, es kommt zu Verbrüderungen mit einem Bandenmitglied ("der Lange"), eines Nachts räumen sie die Lebensmittel und Spirituosen aus dem Lager in Gerners Wohnung um und am nächsten Morgen kommt die Polizei, findet alles und verhaftet das Ehepaar. Franz sieht der Verhaftung zu, er kennt ja das Gefühl, und verlässt zum ersten Mal seit langem seinen Bau, geht für sein letztes Geld gut essen, widersteht dem Alkohol, will Minna besuchen und um ein paar Mark bitten, findet dort aber nur deren Mann Karl, der ihn hinauswirft. Franz bleibt kontrolliert und friedlich. Franz fühlt sich wieder stark und unverletzlichBaustelle Alexanderplatz, die große Ramme, Abrisse, Neubauten, Menschen und Straßenbahnen.

Fünftes Buch
Franz verkauft wieder Zeitungen, hat das Quartier gewechselt, Alexanderplatz, und ist obenauf. Gespräch mit einem älteren Arbeitslosen über die Gesundheit und das Zeitungsgeschäft. Am 9. Februar steht plötzlich sein alter Freund Gottlieb Meck da, sie gehen in das Lokal in der Prenzlauer Straße, wo die ambulanten Gewerbetreibenden sich treffen, die Vieh- und "Obst"-händler. Dort fällt ihm ein "Gelber" auf, der nur Kaffee trinkt, ziemlich dürr ist und stottert. Man wird miteinander bekannt.
Dieser Reinhold möchte sein Mädchen los werden, Franz nimmt sie ihm ab (Lohn ein Paar Stiefel), einen Monat später nimmt Franz ihm die Cilly ab und wieder ein paar Wochen später deutet sich an, dass es nach Reinhold so weiter gehen soll. Reinholds Problem: Er kann bei keiner bleiben, er ging deswegen sogar schon zur Heilsarmee um zu beten.
Franz will seine Cilly behalten und rät dem Reinhold, es mit seiner Trude weiter zu versuchen. Reinhold scheint verstimmt, Franz kann danach nicht schlafen, Reinhold ermordet Franz in seinen Träumen.
Lokalnachrichten "über öffentliche und private Ereignisse in Berlin, Juni 1928"
Franz, in der gutmütigen Absicht, Ordnung in Reinholds Leben zu bringen, mischt sich in dessen Weibergeschichten, macht ihm die Zukünftigen abspenstig und bildet sich noch mächtig was drauf ein. An einem Donnerstag sucht Franz seinen Freund Meck in der Kneipe in der Prenzlauer Straße auf, findet ihn und stößt dort auch auf den "Obsthändler" Pums und seine "Brüder" und zum Schluss noch auf Reinhold. Pums fragt Biberkopf, ob er nicht bei ihm mitmachen wolle, Franz hat keine große Lust auf Obsthandel und will sich's noch überlegen. Am Sonntag, dem 8. April, hört Franz nachmittags die Kirchenglocken mächtig läuten, Freundin Cilly aber hat nichts gehört. Franz verlässt das Haus um sich eine Zeitung zu kaufen. Er wird nicht mehr zurückkehren und Cilly wird ihn an diesem Tag vergeblich suchen. Franz begleitet einen pensionierten Herrn auf die Straße und wird Zeuge einer Schlägerei zwischen zwei Pums-Leuten. Die Polizei kommt und Franz verhilft dem Schwächeren ( dem "Langen") der beiden zur Flucht, dieser schickt ihn zu Pums, er sei jetzt für diesen Tag verhindert. Pums bietet ihm fünf Mark die Stunde an, wenn er gleich mitkommt, jetzt ist ja ein Mann ausgefallen. Ins Pums Büro taucht auch wieder Reinhold auf, zusammen mit drei weiteren Männern fahren sie in zwei Autos los. Plötzlich ist Reinhold ein ganz anderer, stottert nicht mehr, hat Kraft in den Fäusten und einen bestimmenden Ton in der Stimme. Franz muss in einem Hausflur Schmiere stehen, was er jetzt er realisiert, während die anderen einen Einbruch in eine Stofflager begehen. Sie werden verfolgt, auf der Flucht sitzt er neben Reinhold und dieser kriegt plötzlich eine Wut auf Franz wegen dessen Einmischung in seine Weibergeschichten; auf ein Zeichen hin fallen sie über Franz her, nach kurzem Kampf fliegt der aus dem fahrenden Wagen und bleibt im Schneetreiben liegen.
Eine Art kontrapunktisch-ironischer Epilog: Die Welt bewegt sich weiter, die Sonne geht auf, die Menschen freuen und wärmen sich, aus Paris kommt eine berühmte Frau an und wird von einer Menschenmenge freudig begrüßt

Sechstes Buch
Reinhold, irgendwie befreit und vom Schnaps enthemmt (nicht mehr dünner Kaffee und Brause), wirft seine Trude mit Gewalt hinaus, wohl das erste Mal, dass er Gewalt anwendet und nicht trickst, und geht wieder im besten Tuch auf Brautschau. Seine Kumpanen raten ihm, vorerst unterzutauchen wegen Biberkopfs Verschwinden, er tut es aber nicht. Franz, von einem Auto angefahren, wird gefunden, lässt sich aber nichts ins öftliche Krankenhaus bringen, sondern zum ehemaligen Knastbruder Herbert Wischow, dieser verfrachtet ihn in eine Krankenhaus in Magdeburg, wo ihm der rechte Arm amputiert wird. Nach zwei Wochen wird er in die Wohnung von Herbert gebracht und von dessen Freundin Eva gepflegt. Franz sich schweigt aus, aber sie kriegen doch raus, dass er bei Pums mitgemacht hat und das doch nicht gewollt hat. Er weint, weil er doch anständig bleiben wollte. Herbert, Eva und Emil sind betroffen und wollen den Täter finden, aber Franz rückt nicht damit raus. (Eva war mal zu Ida-Zeiten auf den Franz scharf). In der Pums-Kolonne kriegen sie raus, wo Franz steckt und was mit ihm los ist. Reinhold glaubt nicht, dass Franz gefährlich werden kann. Mit Recht. Die Pums-Kolonne sammelt doch noch für Franz, aber als einer namens Schreiber das Geld in Evas Wohnung aus der Tasche ziehen, meint die es sei eine Pistole, schreit das Haus zusammen, Franz fällt in Ohnmacht und Schreiber haut mit dem Geld ab. Juni in Berlin: Franz treibt es auf die Straßen von Berlin (die "Hure Babylon"), er stärkt sich im Zwiegespräch mit einer Molle Bier, er erobert Berlin zum dritten Mal, bezieht eine Bude, eine Wiederauferstehung vom Tode ("Schnitter Tod"). Freund Meck gegenüber kann er Witze über seinen fehlenden Arm machen, auch mit der jungen Witwe Emmi. Beim Spazierengehen sehen sie überall Beispiele von Schwindelei. In einem Lokal macht ein gewisser Willi Franz deutlich, dass ein Diebstahl kein Diebstahl ist, wenn man die Perspektive und den Wortschatz wechselt. Franz verspricht sich nichts mehr von ehrlicher Arbeit, er ist jetzt Hehler von Diebesgut, das Willi ihm zuschiebt. Er prosperiert, zur großen Überraschung von Eva, Herbert und Emil ist er jetzt gut gekleidet. Ein Mädchen, noch nicht volljährig, arbeitslos und ausbaufähig, bekommt er auch noch zugeschoben, er nennt sie "Miezeken", sie ist so zart und ihre Stube ist so reinlich und eines Tages entdeckt er im Briefkasten den Brief eines Verehrers und auf dem Tisch Schnaps und einen Kanarienvogel; Eva, seine Ehemalige vor Ida, klärt für ihn die Lage auf, Miezeken will halt auch Geld verdienen und nicht abhängig sein . Franz beginnt zu verstehen, kauft seiner Miezeken Blumen, keine Frage, sie liebt ihn und er ist glücklich.
Franz geht mit Willi in eine politische Versammlung, ein anarchistischer Redner wettert gegen die Parteien und ds Parlament und spricht sich für "Gesetzlosigkeit und Selbsthilfe" aus. Franz und Willi diskutieren mit einem älteren Anarchisten, die Frage ist, für wen arbeiten? Franz plädiert dafür, gar nicht zu arbeiten, er hat einen Arm dabei verloren, er weiß Bescheid, er ist jetzt Lude und lebt von seinem Mädchen, für den Anarchisten "Abschaum vom Kapitalistensumpf", "nicht mal Proletarier". Franz ist danach nachdenklich, seine Mieze kann ihn nicht beruhigen. Er geht weiter auf Versammlung, zusammen mit Willi; Herbert und Eva mögen Willi nicht, Eva sorgt sich Franz und während sie Mieze die luxuriöse Wohnung ihres abwesenden Liebhabers ("Verhältnis") zeigt, gibt es ein Gespräch unter Frauen: Mieze soll besser auf ihren Franz, den sie doch beide so lieben, aufpassen. Willi ist bloß ein Provokateur und Franz kommt von alleine drauf, dass das mit der Politik nichts ist. Ein älterer Tischler (Ede) schildert seine familiäre und finanzielle Lage und wie es ist, nichts zu haben. Um das zu begreifen, brauchts keinen Marxismus. Franz marschiert daraufhin nachdenklich die staubigen Straßen entlang, es ist August, die Erinnerungen treiben ihn nach Tegel, dort schläft er auf einer Bank und hat einen Traum: Ein Vater will auf Geheiß des Herrn seinen Sohn töten und weiß doch, dass der Herr dies verhindern wird. Zuhause entschuldigt er sich bei Mieze und gelobt Besserung. Sie hat jetzt auch einen reichen Herrn, der ihr eine Wohnung einrichtet, und Eva bekommt vielleicht ein Kind von Franz, weil sie und Mieze das so beschlossen haben. Franz lebt so in den August hinein, unbehelligt von allem, nur saufen tut er zu viel, Herbert redet ihm ins Gewissen, er soll was tun, irgendwas, bloß nicht saufen, damit's der Mieze nicht wie der Ida geht. Franz ist verwirrt. Mit Mieze zusammen besäuft er sich dann. Franz ermannt sich (Soldat!) und sucht Reinhold auf. Der erschreckt, spürt dann aber Franzens Angst und fängt an mit ihm zu spielen und sich über seinen Armstumpf lustig zu machen. Zuhause merkt Franz, was schief gelaufen ist, er reißt sich zusammen und geht am selben Abend noch mal zu Reinhold. Er hat jetzt keine Angst mehr, macht Reinhold keine Vorwürfe wegen des Arms, gibt sich selbst die Schuld, sieht sogar eine gewisse Gerechtigkeit in dem, was ihm passiert ist, erzählt ihm von seiner Mieze - und Reinhold durchfährt der Gedanke, Franz endgültig fertig zu machen, indem er ihm die Mieze wegnimmt. Franz aber fühlt sich versöhnt, befreit.
Der Erzähler resumiert Franzens Entwicklungsstand

Siebentes Buch
Bauarbeiten am Alex, neueste Nachrichten z. B. von dem Hochstapler Beese, Vorkommnisse im Arbeitsgericht, zwei unglückliche Mädchen schreiben.
Herbert und Eva rätseln darüber, was der Franz bei dem Reinhold will. Reinhold und Pums rätseln auch darüber, warum Franz mitmachen will. Reinholds innerer Monolog: Auf die Bußbank mit Franz. Franz versucht einem aus der Pumskolonne zu erklären, warum er mitmachen will und nicht mehr ehrlich arbeiten kann: Der verlorene Arm als "Denkzettel". Was die "Herren Verbrecher" im Sommer so arbeiten, die Sorgen des Herrn Pums, sein neuer Mann ("Heller") und die Planung der nächsten "Partie". Ein Einbruch von oben, durch die Decke in ein Tuchlager, Franz ist dabei und rackert mit seinem einen Arm mächtig mit. Franz bekommt ordentlich Geld fürs Mitmachen, aber seine Mieze will nichts davon haben, sie weiß wo es herkommt. Ihr wird klar, Franz geht es gar nicht ums Geld, es ist wegen seines Arms: Er braucht kein Geld, er braucht Bestätigung, dass er kein Krüppel, kein Invalide ist. Für Herbert und Eva heißt das jetzt: Aufpassen und abwarten. ranz bei Pums, wie er sich fühlt, wie es ihm geht, und wie es in Reinhold drinnen aussieht. Reinhold grübelt und eines Tages (3. September) geht er zu Mieze rauf, er hat seine feine Kluft an, sie weiß nicht, was er will, er horcht sie aus: Was weiß sie über ihn? Was hat Franz erzählt? Reinhold hat Mieze eingeschüchtert und ins Grübeln gebracht ("wir haben immer Weiber ausgetauscht"), sie spürt die Gefahr. Reinhold bittet Franz ihm mal seine Mieze zu zeigen, aber unerkannt, Franz - ganz Besitzerstolz - nimmt ihn mit in seine Stube und versteckt ihn hinterm Bettvorhang. Mieze kommt und hat was zu beichten: Sie hat sich in einen Verehrer verliebt, ihn aber auch schon wieder verlassen. Trotzdem, Franz wird es schwindelig, er schlägt besinnungslos auf sie ein, da trennt Reinhold die beiden und schiebt Franz aus der Wohnung. Die Erzählung dieser Ereignisse wird mit einer Parallel-Geschichte gekoppelt, nämlich vom entlaufenen Sträfling Bornemann, dem es trotz glücklicher Zufälle nicht gelingt, ein zweites Leben anzufangen, da kommt ihm eine Frau dazwischen. Mieze will wissen, mit wem der Franz umgeht, nimmt darum maskiert an einem Ball der Pums-Leute teil und lässt sich mit einem "Klempner" genannten jungen Mann ein. Dieser wiederum lässt sich von Reinhold mit Hilfe eines Geldscheines dazu überreden, ihm die Mieze zuzuführen. Dies geschieht am 29. August 1928 bei einem Ausflug nach Freienwalde, wo sie am Abend im Wald spazieren gehen und sich ein wenig aneinander gewöhnen. Am Samstag drauf (1.Sept.) treffen sie sich wieder, weil's so schön war, und im Wald macht sich Reinhold mehrfach an die Mieze ran (Amboss-Tätowierung auf der Brust), seine Gier wird immer ungebremster, Mieze versucht davonzulaufen, er fängt sie ein, zwingt sie in die Grasmulde zurück, schockiert sie mit dem Geständnis, dass er Franz aus dem Auto geworfen hat, sie schreit "Mörder" und er erwürgt sie. Er holt den Klempner, zusammen vergraben sie die Leiche, er gibt ihm Geld und seinen Pass und fordert ihn auf sich dünne zu machen

Achtes Buch
Franz wartet auf die Mieze, dann sucht er sie bei ihren Freiern, vergeblich. Eva, jetzt schwanger von Franz, hat eine dunkle Ahnung, dass der Mieze was zugestoßen sein konnte, der Franz zieht eben das Unglück an, und sie bittet Herbert nachzuforschen. Der September vergeht, der Klmpner kommt aus dem Erholungsurlaub zurück, Franz ist fast ohne Einkünfte, will aber nichts unternehmen, wegen der Schande. Anfang Oktober geht in der Pums-Kolonne ein Einbuch daneben, weil der Klempner sich beim Schweißen die Hand verbrannt hat, die Männer sind sauer auf ihn, er ist sauer auf die Männer, fühlt sich ungerecht behandelt, vor allem von Reinhold, dem er doch geholfen hat; zusammen mit zwei anderen macht der Klempnerkarl sich selbstständig und begeht eigene Brüche. Die Kolonne braucht aber einen Schlosser, Reinhold fordert den Klempner auf, wieder mitzumachen, der weigert sich, Reinhold droht ihm. Zwei Tage drauf wird der Klempner bei einem Einbruch erwischt, er versucht den Reinhold mit hineinzuziehen, der hat aber ein Alibi, die Polizei lässt ihn gehen. Nach einem Gespräch mit seinem Anwalt und einer schlaflosen Nacht erzählt der Klempnerkarl dem Untersuchungsrichter die Sache mit der Mieze, sie fahren in den Wald und stellen fest, dass die Leiche ausgegraben wurde, zwei Tage später wird die Leiche dann doch gefunden, Reinhold ist von zwei Gärtnergehilfen dabei gesehen worden. Reinhold reißt jetzt den Franz in die Sache rein: Er müsse verschwinden, der Klempner habe alle verpfiffen, Franz packt und versteckt sich in einer Ausweichbude, die ihm Eva besorgt. Miezes Herkunft, Jugend, Leben und Sterben, ein Art Nachruf. Vergleich von Franzens und Hiobs Leiden; Franz, die Kobraschlange und die Hure Babylon. Völlig verstört erscheint Eva in Franzens Ausweichbude. Die Zeitung zeigt Franzens Bild neben dem Miezes mit der Überschrift: Mord an einer Prostutierten. Franz ist erst fassungslos, dann geht er auf die Straße. Franz erzählt Herbert und Eva, wie es gewesen sein muss mit Mieze und Reinhold. Franz trägt jetzt eine Armprothese. Er irrt durch Berlin, um das Gefängnis Tegel herum, dann über den Friedhof, auf der Suche nach seiner Mieze. November, Franz sucht Reinhold, findet ihn nicht, legt schließlich Feuer in dessen Haus. Gespräch der Engel Terah und Sarug, ob es sich lohnt, diesen Menschen zu begleiten: Ja, denn er wird bald "sehend" werden. Franz treibt sich wieder am Alexanderplatz herum, geht in eine Kneipe, man hört den Gesprächen ehemaliger bzw. entlaufener Sträflinge zu. Später am Abend, in einem anderen Lokal am Alexanderplatz führt die Polizei eine Großrazzia durch. Franz, mit Prothese und Perücke, betritt das Lokal und als er aufgefordert wird ins Präsidium mitzukommen, schießt er mit einem Revolver auf den Schupo, verletzt ihn, wird überwältigt und abtransportiert. Seine Identität ist bald ermittelt, ein guter Fang.

Neuntes Buch
Der Erzähler berichtet, wie es unterdessen mit Reinhold weitergegangen war: Er hatte sich mit einem falschen Pass bei einem Raubüberfall festnehmen und zu vier Jahren verurteilen lassen. So war er vorerst in Sicherheit. Ein Mitgefangener aber kannte den ehemaligen Pass-Besitzer, bemerkt den Schwindel und erpresst ihn. Reinhold lässt sich mit einem Jungen ein, der demnächst aus dem Gefängnis entlassen wird, dem erzählt er in einer "trübseligen Stunde" seine Geschichte. Der wiederum, sobald er draußen ist, erzählt die Geschichte einem anderen, der damit zur Polizei geht und sich die Belohnung in Sachen Mordfall Mieze verdient. Reinhold kommt nach Moabit, wo er auf seinen Prozess wartet. Franz hingegen ist mittlerweile im Irrenhaus, geschlossene Abteilung, wo er die Nahrungsaufnahme verweigert und zwangsernährt wird. Er verweigert auch jegliche Kommunikation, magert, ist völlig apathisch, ohne Lebenswillen. Er kämpft mit den Ärzten um seinen Tod; diese diskutieren den Fall und mögliche Therapien, traditionelle und so neumodische wie die von Herrn Freud. Franz befindet sich im Delirium, er spricht mit den Mäusen. Der Tod (er stottert) spricht zu Franz, ruft ihn auf die Leiter zu sich, schwingt sein Hackebeil. Franz fühlt sich Stück für Stück zerhackt und schreit und schreit, lautlos. Der Tod hält Franz sein Versagen, seine "Schande" vor: Er hat nie wirklich nachgedacht, sondern immer bloß stark sein wollen, immer bloß an SEIN Unrecht gedacht, ohne Mitgefühl und Verständnis für das der anderen um ihn herum. Franz lässt sich wieder ernähren, er sammelt sich noch eimal, die entscheidenden Phasen seines Lebens kommen vor sein inneres Auge: Lüders Betrug, Reinholds Provokationen, Ida und Mieze. "Ein jegliches hat seine Zeit"(Salomo): Franz stirbt und wird ein neuer Mensch: Franz Karl Biberkopf. Franz wird als geheilt entlassen und man kann ihm keine Beteiligung an Miezes Tod nachweisen. Er zieht bei Eva ein, Herbert sitzt im Knast, das Baby ist abgegangen. Eva will nichts mehr von Franz und dem ist es recht. Im Prozess gegen Reinhold sagt er als Zeuge aus, aber ohne Rachegefühle ("ich weiß, wer du bist"), er benimmt sich aus Reinholds Sicht "merkwürdig anständig". Das Urteil lautet zehn Jahre Zuchthaus wegen Totschlags im Affekt.
Später Franz wird Hilfsportier in einer Fabrik.
Eine Art Epilog mit Lehre: Nicht bloß drauflos rennen, nicht allein sein wollen, wach sein, nicht einem "Schicksal" die Schuld geben (vgl. Prolog) - nicht in sinnlose Kriege marschieren!

Berlin Alexanderplatz

Leitmotive
Hiob
"Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. Und er zeugte sieben Söhne und drei Töchter, und er besaß siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen und sehr viel Gesinde, und er war reicher als alle, die im Osten wohnten. (...) Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, kam auch der Satan unter ihnen. Der Herr aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. Der Herr sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse.
Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Meinst du, daß Hiob Gott umsonst fürchtet? Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher beschützt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande. Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat: was gilt´s, er wird dir ins Angesicht absagen.
Der HERR sprach zum Satan: Siehe, alles was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging der Satan hinaus von dem HERRN.
An dem Tage aber (...) kam ein Bote zu Hiob und sprach: Die Rinder pflügten und die Eselinnen gingen neben ihnen auf der Weise, da fielen die aus Saba ein und nahmen sie weg und erschlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwerts, und ich allein bin entronnen, daß ich dir´s ansagte. Als er noch redete, kam ein anderer und sprach: Feuer Gottes fiel vom Himmel und traf Schafe und Knechte und verzehrte sie, und ich allein bin entronnen, daß ich dir´s ansagte. Als er noch redete, kam einer und sprach ... "
(Lutherbibel Standardausgabe der Deutschen Bibelgesellschaft Stuttgart 1985 S.523)
Stellen: S. 124-27, 341-2

Kurzkommentar: Die Gemeinsamkeit von Franz und Hiob besteht in dem Unglück, das ihnen widerfährt und in dem Selbstmitleid, dem sich beide nach ihren Schicksalschlägen hingeben:
Hiob verliert seine Familie, Haus und Hof, wird krank, doch er will sich nicht helfen lassen.
Auch Franz lehnt jeden Hilfe von außen ab: Nachdem Lüders ihn betrogen hat, vergräbt er sich in seinem Zimmer und betrinkt sich. Anstatt sich seine Schwäche einzugestehen und damit, so wie Hiob, seine Heilung auszulösen, beharrt Franz weiterhin auf seiner Stärke:
Die Hiobs-Passage endet mit einer Demutsgeste:"... fiel Hiob auf das Gesicht." (S. 127), das Vierte Buch endet mit dem Hochmut (Hybris) Franz': "Wer Franz Biberkopf ist. Der fürchtet sich vor nichts. Ich hab Fäuste."( S.143)
Das Hiobs-Motiv taucht dann auf, wenn Franz im Selbstmitleid versinkt.
Die Hure Babylon
Aus der Offenbarung des Johannes: Das große Babylon ( Kap. 17)
"Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen das Gericht über die große Hure, die an vielen Wassern sitzt, mit welcher Unzucht getrieben haben die Könige auf Erden; und die da wohnen auf Erden sind trunken geworden von dem Wein ihrer Unzucht.
Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah ein Weib sitzen auf einem scharllachfarbnen Tier (...) und an ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden. Und ich sah das Weib trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich sehr, da ich das Weib sah."
Stellen: S.211: Erscheinen der Hure Babylon, Franz gibt sich der Stadt Berlin hin,
342: Die Hure Babylon frohlockt,
400/1: Der Tod vertreibt die Hure Babylon
Kurzkommentar: Im Sechsten Buch tritt die Hure Babylon als neues Leitmotiv auf, als Franz sich nach seiner Operation wieder erholt hat und das Krankenhaus verlässt.
Sie steht für die lasterhafte und verführerische Großstadt Berlin als neuem Babylon.
Babylon ist zum Untergang verurteilt, somit auch Franz, der seine guten Vorsätze über Bord wirft und zum Hehler und Zuhälter wird.
Schnitter Tod
Es ist ein Schnitter der heißt Tod
hat Gewalt vom großen Gott.
Heut wetzt er das Messer,
es schneidet schon viel besser,
bald wird er drein schneiden,
wir müssens erleiden.
(aus: Des Knaben Wunderhorn, A.v.Arnim/C.Brentano)
Kurzkommentar: Der "Sensenmann" ist die Hauptfigur in den "Totentänzen" des 16. Jahrhundert: Ohne Rücksicht auf weltlichen oder kirchlichen Stand (Kaiser und Bischof), auf Alter, Geschlecht und Schönheit (alte Weiber und junge Mädchen) holt er sich seine Opfer, deren Zeit abgelaufen ist (-> Sense und Stundenglas).
Das Motiv tritt auf im Zusammenhang mit Reinhold, dessen äußere Erscheinung bereits Assoziationen zum Totengerippe nahelegt, und verweist auf dessen Gewaltbereitschaft.
Es dient auch als Mittel der Vorausdeutung, es warnt gleichsam vor Reinhold.

Erstes Buch:
(34) Franz schwört anständig zu bleiben.
(35/6) Franz isst sich vier Wochen lang rund und gesund
Zweites Buch:
(69) Franz handelt nun mit völkischen Zeitungen und trägt eine Hakenkreuzbinde. Seine alten Kommunistenfreunde nehmen ihm das übel...
(74) Am Abend wird er in seiner Stammkneipe provoziert, er bekommt einen Wut- bzw. Schreianfall, umklammert einen Stuhl als Waffe, das beeindruckt die Anderen und er verlässt das Lokal ohne größeren Schaden angerichtet zu haben.
(84) Beschreibung von Franzens Statur und wie er seine Ida umgebracht hat und warum.
Drittes Buch
(95) Franz merkt, dass er betrogen wurde.
(99) Franz zieht aus seiner Bude aus und verschwindet spurlos
Viertes Buch
(129) Fast zwei Monate hat F. nun auf seiner Bude gelegen, gesoffen, gekotzt und sein letztes Geld verbraucht. ...
Fünftes Buch
(163) Franz will seine Cilly behalten und rät dem Reinhold, es mit seiner Trude weiter zu versuchen. Reinhold scheint verstimmt, Franz kann danach nicht schlafen.
(182) Pums bietet ihm fünf Mark die Stunde an, wenn er gleich mitkommt, jetzt ist ja ein Mann ausgefallen. .... Franz muss in einem Hausflur Schmiere stehen, was er erst realisiert, während die anderen einen Einbruch in eine Stofflager begehen.
Sechstes Buch
(210) Juni in Berlin: Franz treibt es auf die Straßen von Berlin (die "Hure Babylon"), er stärkt sich im Zwiegespräch mit einer Molle Bier, er erobert Berlin zum dritten Mal, bezieht eine Bude, eine Wiederauferstehung vom Tode ("Schnitter Tod"). ...
(225) Franz verspricht sich nichts mehr von ehrlicher Arbeit.
(263) Franz sucht Reinhold auf. (267) Franz sucht Reinhold noch einmal auf: Er macht Reinhold keine Vorwürfe wegen des Arms, gibt sich selbst die Schuld, sieht sogar eine gewisse Gerechtigkeit in dem, was ihm passiert ist, erzählt ihm von seiner Mieze - Franz fühlt sich versöhnt, befreit.
Siebentes Buch
(280) Franz versucht einem aus der Pumskolonne zu erklären, warum er nicht mehr ehrlich arbeiten kann: Der verlorene Arm als "Denkzettel".
Achtes Buch
(355) Gespräch der Engel Terah und Sarug darüber, ob es sich lohnt, diesen Menschen zu begleiten: Ja, denn er wird bald "sehend" werden.
(364) Franz, mit Prothese und Perücke, betritt ein Lokal und schießt mit einem Revolver auf den Schupo.
Neuntes Buch
(377) Franz ist im Irrenhaus, geschlossene Abteilung, wo er die Nahrungsaufnahme verweigert und zwangsernährt wird. Er verweigert auch jegliche Kommunikation, magert, ist völlig apathisch, ohne Lebenswillen....
(407) Im Prozess gegen Reinhold sagt er als Zeuge aus, aber ohne Rachegefühle ("ich weiß, wer du bist").
(409) Franz wird Hilfsportier in einer Fabrik.

Fünftes Buch
(150) Am 9. Februar trifft Franz seinen alten Freund Gottlieb Meck, sie gehen in das Lokal in der Prenzlauer Straße, wo die ambulanten Gewerbetreibenden sich treffen, die Vieh- und "Obst"händler. Dort fällt ihm ein "Gelber" auf (155).
(156) Dieser Reinhold möchte sein Mädchen los werden, Franz nimmt sie ihm ab (Lohn: ein Paar Stiefel), einen Monat später nimmt Franz ihm die Cilly ab und wieder ein paar Wochen später deutet sich an, dass es nach Reinhold so weiter gehen soll. Reinholds Problem: Er kann bei keiner bleiben, er ging deswegen sogar schon zur Heilsarmee um zu beten.
(163) Franz will seine Cilly behalten und rät Reinhold, es mit seiner Trude weiter zu versuchen. Reinhold scheint verstimmt, Franz kann danach nicht schlafen, Reinhold mordet Franz in seinen Träumen
...
(182) Pums bietet Franz fünf Mark die Stunde an, wenn er gleich mitkommt, jetzt ist ja ein Mann ausgefallen. Ins Pums Büro taucht auch wieder Reinhold auf, zusammen mit drei weiteren Männern fahren sie in zwei Autos los. Plötzlich ist Reinhold ein ganz anderer, stottert nicht mehr, hat Kraft in den Fäusten und einen bestimmenden Ton in der Stimme. Franz muss in einem Hausflur Schmiere stehen, was er jetzt erst realisiert. (188) Sie werden verfolgt, auf der Flucht sitzt er neben Reinhold, dieser kriegt plötzlich eine Wut auf Franz wegen dessen Einmischung in seine Weibergeschichten; auf ein Zeichen hin fallen sie über Franz her, nach kurzem Kampf fliegt er aus dem fahrenden Wagen und bleibt im Schneetreiben liegen.
Sechstes Buch
(191) Reinhold, irgendwie befreit und vom Schnaps enthemmt (nicht mehr dünner Kaffee und Brause), wirft seine Trude mit Gewalt hinaus, wohl das erste Mal, dass er in dieser Sache Gewalt anwendet und nicht trickst, und geht wieder im besten Tuch auf Brautschau. Seine Kumpanen raten ihm, vorerst unterzutauchen wegen Biberkopfs Verschwinden, er tut es aber nicht. ...
(263) Franz ermannt sich (Soldat!) und sucht Reinhold auf. Dieser erschrickt zunächst, spürt dann aber Franz' Angst und fängt an sich über dessen Armstumpf lustig zu machen.
(267) Zuhause merkt Franz, was schief gelaufen ist, er reißt sich zusammen und geht am selben Abend noch mal zu Reinhold. Er hat jetzt keine Angst mehr, macht Reinhold keine Vorwürfe wegen des Arms, gibt sich selbst die Schuld, sieht sogar eine gewisse Gerechtigkeit in dem, was ihm passiert ist, erzählt ihm von seiner Mieze - und Reinhold durchfährt der Gedanke, Franz endgültig fertig zu machen, indem er ihm die Mieze wegnimmt.
Siebentes Buch
(278) Reinhold und Pums rätseln darüber, warum Franz mitmachen will. Reinholds innerer Monolog - auf die Bußbank mit Franz ...
(292) Reinhold grübelt und eines Tages (3. September) geht er zu Mieze rauf, er hat seine feine Kluft an, sie weiß nicht, was er will, er horcht sie aus: Was weiß sie über ihn? Was hat Franz erzählt? ...
(309) Am Samstag (1.Sept.) treffen sie sich wieder, weil's so schön war, im Wald macht sich Reinhold mehrfach an die Mieze ran (Amboss-Tätowierung auf der Brust) ...
Neuntes Buch
(371) Der Erzähler berichtet, wie es unterdessen mit Reinhold weitergegangen war: Er hatte sich mit einem falschen Pass bei einem Raubüberfall festnehmen und zu vier Jahren verurteilen lassen. So war er vorerst in Sicherheit. Ein Mitgefangener aber kannte den ehemaligen Pass-Besitzer, bemerkt den Schwindel und erpresst ihn. Reinhold lässt sich mit einem Jungen ein, der demnächst aus dem Gefängnis entlassen wird, dem erzählt er in einer "trübseligen Stunde" seine Geschichte. Der wiederum, sobald er draußen ist, erzählt die Geschichte einem anderen, der damit zur Polizei geht und sich die Belohnung im Mordfall Mieze verdient. Reinhold kommt nach Moabit, wo er auf seinen Prozess wartet.

Alfred Döblin - Berlin Alexanderplatz
Beschreibung: Kurzbiographie des Autors, Inhalt und Aufbau, Sprache und Form, Interpretation und verschiedene Deutungsansätze, "Handout"
Die Geschichte vom Franz Biberkopf
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Einleitung:
Wir haben ja gestern schon angefangen, die Literatur im Dritten Reich zu besprechen. Dieser Roman zählt noch zur Literatur der "Weimarer Republik".
1. Biographie
Leertaste > Bild 1: Döblin um 1938
1878 geboren in Stettin als Sohn eines Schneiders
1957 gestorben in Emmendingen bei Freiburg i. Breisgau
Er studierte Medizin und wurde Arzt für Neurologie und Psychiatrie. In seiner Praxis (1911 -1931) behandelte er vor allem Patienten aus der sozialen Unterschicht. Er war Mitbegründer der expressionistischen Zeitschrift "Der Sturm" (1910) und gilt als einer der "Väter" des Dadaismus. In der Weimarer Republik engagierte er sich politisch und arbeitete mit Heinrich Mann zusammen. Er selbst bezeichnete sich als Sozialist.
1933 floh er nach Paris, später nach Amerika, wo er vom Judentum zum katholischen Glauben konvertierte.
Leertaste > Bild 2: Döblin 1947
Weitere Werke: "Die Ermordung einer Butterblume" (1910), "Die drei Sprünge des Wang-lun" (1915), "Wallenstein" (1920), "Pardon wird nicht gegeben" (1937), "November 1918" (1938), "Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende" (1956)
"Die Ermordung einer Butterblume" und "Die drei Sprünge des Wang-Lun" können trotz der Andersartigkeit im Einzelnen als wichtige Vorstufen zu "Berlin Alexanderplatz gesehen werden.
In "Die Ermordung einer Butterblume", einer Satire auf das wilhelminische Bürgertum tritt das Interesse des Autors an der hinter den Dingen vermuteten irrationalen Kraft bereits deutlich zu Tage. Im Gegensatz zu "Berlin Alexander- platz" wird diese Kraft aber in der belebten Natur gesucht, und nicht in der Großstadt.
Die drei Sprünge des Wang-lun spielt im China des 18.Jh. Das Werk handelt wie "Berlin Alex" von der Sinneswandlung eines zunächst rohen, ja kriminellen Burschen und hat ebenfalls ein offenes Ende. Auch verwendet Döblin hier schon die Montagetechnik.

2.Inhalt und Aufbau
Der Roman ist in 9 Bücher untergliedert, die wiederum jeweils in 3 - 18 Kapitel unterteilt sind.
Urteilende, belehrende, erklärende, warnende und skeptische Kapitelüberschriften kommentieren das Geschehen.
Leertaste > Bild 3: Ausschnitt der Verfilmung von 1931
Handlungsort ist das Belin der 20er Jahre.
Die erzählte Zeit erstreckt sich vom Ende 1927 bis Anfang 1929. Durch Rückblenden und Vorverweise erfährt man allerdings auch von Ereignissen außerhalb dieses zeitlichen Rahmens.
Die Hauptperson ist Franz Biberkopf. Es gibt zahlreiche Nebenpersonen, die zum Teil nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben.
Franz hat einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Wichtige Nebenpersonen um Franz sind seine wechselnden Freundinnen (z.B. Ida, Lina, Mieze) und seine männlichen Freunde wie Otto Lüders (Linas Onkel) oder Reinhold (der eine große Anziehung auf Franz ausübt, jedoch nicht gerade um dessen Wohl besorgt ist).
Zu Beginn des Romans wird die Hauptfigur Franz Biberkopf, ein ehemaliger Transportarbeiter, aus der Haftanstalt Berlin Tegel entlassen. Dort hatte er vier Jahre absitzen müssen, weil er im Affekt seine zukünftige Braut Ida erschlagen hatte. Er fährt mit der Straßenbahn in die Stadt, die sich in den vier Jahren stark verändert hat.
Seinen Vorsatz, von nun an anständig zu bleiben kann er nicht einhalten, weil er sehr leicht zu beeinflussen ist. Die Großstadt Berlin mit ihrem Häusergewirr, dem Menschentrubel, Zeitungs- und Reklamegeschrei, unterirdisch brodelndem Verbrechertum, Schlachthausdunst und Jazzrhytmen, Hurenwinkeln und Kaschemmenphilosophie, Zuhälterpack, Flittermoral und Lichterglanz ist übermächtig.
Am Anfang des Romans wirkt es noch so, als könnte Franz seinen Vorsätzen treu bleiben. Er hat eine Wohnung und verdient sein Geld indem er Zeitungen auf dem Alexanderplatz verkauft. Außerdem geht es ihm körperlich gut - er nimmt an Gewicht zu . Da sein Anspruch, was Frauen betrifft, sowieso nicht besonders hoch gesteckt ist, findet er auch schnell eine Freundin, die Polin Lina. Von deren Onkel, Lüders, wird Franz so sehr enttäuscht, das er zu saufen anfängt. Franz hatte Lüders erzählt, wie er beim Hausieren von einer Witwe viel Geld bekommen hatte. Daraufhin erleichtert Lüders diese um ihr "Kleingeld" woraufhin Franz bei seinem nächsten Besuch nicht mehr eingelassen wird. Er zieht sich zurück und möchte von der Welt nichts mehr wissen. Er beginnt außerdem, sein ganzes Geld für Alkohol auszugeben.
Hier wird zum ersten Mal das Leitmotiv des Romans verdeutlicht: "verflucht ist der Mensch, der sich auf andere Menschen verlässt".
Schließlich rafft er sich aber doch wieder auf und versucht, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er verkauft wieder Zeitungen.
Eines Abends lernt er Reinhold kennen, dem er später hörig wird. Immer auf der Flucht vor der Vergangenheit, gerät er immer mehr in den Strudel von Verbrechen und Unmoral: Reinhold hat nämlich die Angewohnheit, seine Freundinnen in etwa einmonatigen Abständen zu wechseln. Unter einem Vorwand schickt er seine zukünftigen Ex-Freundinnen zu Franz, der sie dann "übernimmt".
Irgendwann wird diese Angewohnheit Franz allerdings doch zuviel, und er versucht Reinhold von einem geruhsameren Lebenswandel zu überzeugen. Außerdem beginnt er, die Frauen, die Reinhold sich auserwählt hat, zu warnen.
Reinhold wirft Franz deshalb aus einem fahrenden Auto, das sich auf der Flucht vor einem vermeintlichen Verfolger befindet. In dieses Auto gerät Franz, weil er während eines Einbruchs Schmiere steht. Dass es sich um einen Einbruch handelt wird ihm allerdings erst vor Ort bewusst. Ursprünglich war ihm erzählt worden, dass Obst abgeholt werden müsse.
Franz rechter Arm wird bei dem Sturz so stark verletzt, dass er amputiert werden muss. Trotz alledem verrät Franz Reinhold nicht, sondern erzählt herum, dass es eine Schießerei mit der Polizei gegeben hätte.
Nachdem er sich allmählich wieder erholt hat, will er nicht mehr arbeiten, weil man allein durch "Schwindeln" reich werde.
Durch Freunde gerät er an die Prostituierte Mieze und wird ihr Zuhälter. Allmählich kommt er wieder mit Reinhold in Kontakt. Als dieser von Mieze erfährt, will er sie für sich haben. Sie sträubt sich aber, da sie weiss, dass er den Verlust von Franz Arm zu verschulden hat. Reinhold vergewaltigt sie, bringt sie um und verscharrt sie daraufhin im Wald.
Diese Stelle finden wir auch im Sprachbuch auf Seite182. Wer will das vorlesen?
Zu dieser Textstelle sollte ich untersuchen,
- aus welchen Perspektiven die Ermordung dargestellt wird,
und
- durch welche erzählerischen Mittel der Perspektivenwechsel dargestellt wird.
Im Wesentlichen lassen sich drei verschiedene Perspektiven unterscheiden.
Es gibt einen personalen Erzähler, der das Geschehen in der dritten Person, also von außerhalb des Geschehens, schildert und auch mit Geschichten aus dem Schlachthaus kommentiert. Es wird außerdem in direkter Rede der Dialog zwischen Mieze und Reinhold wiedergegeben.
Aus der Perspektive Reinholds wird ebenfalls beschrieben, wie Mieze sich verhält. Hier wird das erzählerische Mittel des Bewußtseinsstroms angewandt. Man erfährt, was in Reinhold vorgeht.
Die dritte Perspektive ist die von Mieze. Auch ihre Gedankengänge werden als Bewußtseinsstrom oder innerer Monolog geschildert.
Der Perspektivenwechsel wird dadurch gekennzeichnet, dass z.B., wenn aus der Perspektive Miezes erzählt wird, wie das von Zeile 14-21 der Fall ist, nur ihr Bewußtseinsstrom wiedergegeben wird, während Reinhold hier ausschließlich in direkter Rede spricht. Nur Miezes Empfindungen werden hier deutlich.
Meistens kennzeichnet auch ein Absatz, dass aus einer anderen Perspektive erzählt wird..
Die nüchternen Beschreibungen von Handgriffen eines Schlachters kennzeichnen den außenstehenden Beobachter, dessen Äußerungen als bildhafte Untermalung der Ermordung zu sehen sind. Sie sind in Montagetechnik in den Text eingefügt.
Franz wird als vermeintlicher Täter verhaftet, bricht zusammen und landet schließlich in der Irrenanstalt Buch. Hier wird er zwar zwangsernährt, erbricht aber alles wieder und schwebt schließlich zwischen Leben und Tod.
An dieser Stelle wird die Handlung dann eher irrational.
Der Tod will Franz symbolisch in ein neues Dasein führen. Er erinnert ihn an verschiedene Stationen seines Lebens und macht ihn auf seine Schuld aufmerksam. Erst im Todeskampf empfindet Franz Reue über sein Verhalten. Er stirbt schließlich und wird als neuer Mensch geboren. Der Weg durch den Tod führt zu neuer Freiheit. Endlich spricht Franz wieder und kann sich im Mordfall Mieze entlasten. Er wird als tragischer Held gefeiert und beginnt ein neues Leben mit einer Anstellung als Hilfsportier.

3. Sprache und Form
Alfred Döblin bedient sich bei der Vermittlung seines Romans eines dauernden Wechsels der Sprachebenen: Berliner Jargon, Bibelsprache, Schlager- und Moderatorenton, Werbeslogans, Zeitungsdeutsch, ... womit er das Chaos und die Verwirrung in der Großstadt deutlich macht.
Er will die Großstadtatmosphäre aber nicht nur realistisch beschreiben: Biblische Leitmotive überhöhen den Tumult der Massenwelt ins Apokalyptische.
Döblins Sprachgestaltung ist sehr expressiv und wird als "neuer Naturalismus" bezeichnet.
Der Roman "Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf" hat, wie der Titel schon sagt, zwei Helden: die Stadt Berlin und Franz Biberkopf. Beide sind keine Helden im traditionellem Sinne: Indem Döblin das Leben in Berlin in den Mittelpunkt rückt, schuf er den ersten deutschen Großstadtroman.
Als Vorbilder dafür dienten sowohl James Joyces Roman "Ulysses" (Bewußtseinsstrom) als auch "Manhattan Transfer" (Montagetechnik, realistische Großstadtbeschreibung) von Dos Passos.
Die Montagetechnik, die Döblin in seinem Werk häufig verwendet , dient dazu, dem Leser die im Roman dargestellte Welt unmittelbar vorzustellen.
Es finden sich im Romanverlauf zum Beispiel die unterschiedlichsten Textsorten, die einfach eingeschoben werden: Nachrichten, Verwaltungsschreiben, wissenschaftliche Berichte, physikalische Formeln, Schlagzeilen, Firmenaufschriften, Werbeslogans....
Dadurch wird das Berlin der 20er Jahre recht lebhaft porträtiert.
Auch die Geschichte von Franz Biberkopf wird nicht einfach chronologisch erzählt. Hier spielt die Montagetechnik ebenfalls eine wichtige Rolle.
Seine Geschichte ist zu großen Teilen aus Texten im inneren Monolog und in der direkten Rede montiert.
Außerdem sind die Parallel- und Kontrastgeschichten sowie die Leitmotive, die den Roman durchziehen als Montageelemente zu betrachten.
Im Roman wird sehr szenisch dargestellt, Geschehnisse werden nach dem Prinzip des Kinofilms aneinandergereiht.
Es lassen sich im Roman insgesamt drei Erzählebenen unterscheiden:
- Die Geschichte des Franz Biberkopf, die großenteils im inneren Monolog und in der indirekten Rede steht
- Längere Parallel- und Kontrastgeschichten sowie Leitmotive, die der metaphorischen Überhöhung und Ausdeutung der Geschichte dienen.
- Zitate, die mit der Geschichte des Franz Biberkopf kaum in Verbindung stehen und vor allem einen farbigen Eindruck des Großstadtlebens vermitteln.
"Berlin Alexanderplatz" ist also sowohl Großstadt- als auch Entwicklungsroman und ist in vielfacher Hinsicht ein moderner Roman:
Leertaste > Textfolie 1: "Berlin Alexanderplatz" - Ein moderner Roman
- Biberkopf ist kein Held im traditionellem Sinn, sondern Antiheld: Statt durch seine Taten die Handlung voranzutreiben, treibt er selbst durch Berlin. Er erleidet mehr, als er bewegt.
- Die Fabel wird nicht chronologisch erzählt, es kommen häufig erklärende Rückblicke oder auch Vorausschauen vor.
- Es werden neuartige Mittel des Erzählens wie innerer Monolog, erlebte Rede, Bewußtseinsstrom und Polyperspektive verwendet.
- Die Montagetechnik wird häufig eingesetzt (z.B. Überschriften von Tageszeitungen)
Es finden sich in dem Roman sowohl naturalistische als auch expressionistische Elemente.
Leertaste > Textfolie 2: "Expressiver Naturalismus"
Naturalistisch ist z.B.:
· Dass die Großstadt als Thema in die Literatur eingeführt wird,
· Die untenstehenden Gesellschaftschichten und ihre Verhältnisse beobachtet werden,
· Die wahrnehmbare Realität genau wiedergegeben wird (realistische Darstellung Berlins)
Expressionistische Elemente sind z.B.:
· Dass die Großstadt als grauenerregender und zugleich faszinierender Ort geschildert wird,
· Die Sprache: Sie ist ungebändigt und verdichtet, zugleich aber einfach; der Autor spielt mit Rhythmus und Klang.
· Auf das hinter der Oberflächenrealität vermutete Irrationale zurückgegriffen wird (Es ist oft vom Schicksal die Rede)
Deshalb wendet man häufig den Begriff "expressiver Naturalismus" auf ihn an.

4. Interpretation
Wie schon gesagt, ist die Handlung um Franz Biberkopf nicht die einzige Geschichte, die das Buch erzählt. Es werden immer wieder Geschichten erzählt, die nicht unmittelbar zur Haupthandlung gehören, aber auch nicht zur Darstellung Berlins beitragen. Häufig stammen sie aus der griechischen Mythologie oder dem alten Testament. Sie dienen in der Regel als Parallel- und Kontrastgeschichten.
Wie zum Beispiel Hiob sich in seinem Elend nicht helfen lassen will, zieht auch Franz sich nach seiner Enttäuschung über Lüders auf seine Bude zurück und will von niemandem mehr etwas wissen.
Auch in der Form von Leitmotiven ist besonders das Alte Testament gegenwärtig. Sie zeigen Parallelen auf, vertiefen die Thematik oder dienen der metaphorischen Überhöhung. In jedem Fall fördern sie den inneren Zusammenhalt des Textes.
Wichtige Leitmotive sind z. B. das Paradies (mit dem das Gefängnis Tegel gelegentlich verglichen wird), Hiob (der mit Franz verglichen wird), , das Anständigsein (Franz will ja anständig bleiben)....
Der Roman ist weiterhin ein hervorragendes zeitgeschichtliches Dokument. Die Passagen zur zeitgenössichen Politik haben nur teilweise etwas mit Franz zu tun. So bekommt er zum Beispiel in Kneipen Auseinandersetzungen zwischen den erstarkenden Nationalsozialisten und Kommunisten mit oder gerät in eine Anarchistenversammlung. Es wird aber auch zum Beispiel von Stresemanns Plan, Paris zu besuchen berichtet.
Leertaste > Bild 4: Schutzumschlag von 1929
Auch Ausschnitte aus dem kulturellen Leben in und um das Berlin der 20er Jahre findet Eingang in den Roman. Man erhält zum Beispiel Einblick in den offenbar schon damals hitzig ausgetragenen Streit um die Psychoanalyse.
Der technische Fortschritt wird beispielsweise in Form von Zeitungsartikeln über den "Grafen Zeppelin"(, der das erste brauchbare Luftschiff entworfen hat) dokumentiert.

Deutungsansätze:
Im wesentlichen kann der Roman nach vier verschiedenen Ansätzen gedeutet werden.
a) als gesellschaftskritischer Roman:
Es gibt eine Reihe von Stellen, die man mit Gesellschaftskritik in Verbindung bringen kann, z.B. den folgenden Einschub: "Alex und Vera wollten heiraten, aber die wirtschaftlichen Verhältnisse ließen die eheliche Vereinigung nicht zu."
Franz allerdings, der Held des Romans macht ja im Prinzip eine Entwicklung zum Positiven durch. Darauf kann der gesellschaftskritische Aspekt also nicht interpretiert werden.
b) als christlicher Roman:
Bibel und christliche Kultur sind von Anfang an durch Anspielungen und Zitate präsent. Der Roman beschränkt sich aber nicht darauf, die Geschichte Biberkopfs mit biblischen Motiven zu untermalen. Franz wird solange in vielfältiger Weise auf Gott aufmerksam gemacht, bis es zu einer Art Bekehrung kommt. Er bekommt zum Beispiel christliche Gedichte zu lesen oder es fallen ihm religiöse Prospekte in die Hände.
c) als aufklärerischer Roman:
Franz wird aber nicht nur bekehrt, sondern überwindet auch seine Unmündigkeit.
Wenn man die biblischen Elemente nur als Metaphern versteht, kann man auch zu dem Schluß kommen, dass sich Franz nicht auf Gottes-Suche, sondern auf Ich-Suche befindet.
Die aufklärerische Absicht des Romans zeigt sich auch darin, dass der Weg, den Franz zu gehen hat, von der Schuldunfähigkeit zur Schuldfähigkeit führt.
d) als Roman des Irrationalen
Das Irrationale zieht sich unter immer neuen Bezeichnungen ( wie : etwas, Schicksal, Ding, dunkle Macht,...) durch den Roman.
Es hindert Franz daran, seine Schuld schon früher einzusehen und für seine Handlungen die Verantwortung zu übernehmen.
Am Ende des Romans entpuppt sich die dunkle Macht als Tod, der als positiv dargestellt wird.

Der Tod als zentrale Stelle des Romans:
Er klärt Franz über seine Irrtümer, seinen Hochmut und seine Unwissenheit auf. Im Durchgang durch den Tod wird Franz von seinen tierischen und pflanzlichen Seelenbestandteilen gereinigt.
Die hier dargestellte Wiedergeburt unterscheidet sich von den christlichen Vorstellungen. Franz muss den für die Erlösung erforderlichen Tod nämlich selbst erleiden. Bei der christlichen Wiedergeburt, die in der Taufe gefeiert wird, tut das Jesus Christus als stellvertretendes Opfer.
Der persönlich durchlittene Schmerz hat eine zentrale Bedeutung im Roman.
Die Wiedergeburt von Franz wird in einem Extra-Kapitel beschrieben.

5.Schluß:
Obwohl der Roman wirklich nicht gerade einfach zu lesen ist, war er von seinem erstmaligen Erscheinen (1929) an, bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten (1933) schon sehr erfolgreich. Er wurde schon bald in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Auflage in Deutschland lag bis 1933 bei etwa 50 000 Exemplaren.
Er war Döblins einziger wirklich großer und weltweiter Erfolg.

Quellen: - Kindlers Neues Literaturlexikon, Kindler Verlag, zünchen
- Mentor Lektüre-Durchblick, Band 327, Mentor Verlag, München
- Alfred Döblin, Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf, Walter-Verlag, Olten
(Text)
- http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/DoeblinAlfred/
- http://www.cinegraph.de/filmtext3.html
(Bilder)
Alfred Döblin
Berlin Alexanderplatz
Die Geschichte vom Franz Biberkopf

1. Biographie
1878 geboren in Stettin als Sohn eines Schneiders
1957 gestorben in Emmendingen bei Freiburg im Breisgau
Er studierte Medizin und wurde Arzt für Neurologie und Psychiatrie. In seiner Praxis (1911 -1931) behandelte er vor allem Patienten aus der sozialen Unterschicht. Er war Mitbegründer der expressionistischen Zeitschrift (und Vereinigung) "Der Sturm" (1910) und gilt als einer der "Väter" des Dadaismus. In der Weimarer Republik engagierte er sich politisch und arbeitete mit Heinrich Mann zusammen. Er selbst bezeichnete sich als Sozialisten.
1933 floh er nach Paris, später nach Amerika, wo er vom Judentum zum katholischen Glauben konvertierte.
Weitere Werke: "Die Ermordung einer Butterblume" (1910), "Die drei Sprünge des Wang-
-lun" (1915), "Wallenstein" (1920), "Pardon wird nicht gegeben" (1937),
"November 1918" (1938), "Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende"
(1956)
"Die Ermordung einer Butterblume" und "Die drei Sprünge des Wang-Lun" können trotz der Andersartigkeit im Einzelnen als wichtige
Vorstufen zu "Berlin Alexanderplatz gesehen werden.

2.Inhalt und Aufbau
Der Roman ist in 9 Bücher untergliedert, die wiederum in einzelne Kapitel unterteilt sind.
Urteilende, belehrende, erklärende, warnende und skeptische Kapitelüberschriften kommentieren das Geschehen.
Handlungsort ist das Berlin der 20er Jahre.
Die erzählte Zeit erstreckt sich von Ende 1927 bis Anfang 1929. Durch Rückblenden und Vorverweise erfährt man allerdings auch von Ereignissen außerhalb dieses zeitlichen Rahmens.
Die Hauptperson ist Franz Biberkopf. Es gibt zahlreiche Nebenpersonen, die zum Teil nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben.
Wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang musste Franz eine vierjährige Haftstrafe verbüßen. Zu Beginn des Romans kehrt er nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis Tegel gerade in die Stadt Berlin zurück.
Allmählich findet er sich dort wieder zurecht. Er verdient sein Geld als Zeitungshändler. Bald entwickelt sich zwischen ihm und der Polin Lina eine ernsthaftere Beziehung. Franz will anständig bleiben.
Von Lüders, Linas Onkel wird er so enttäuscht, dass er zu trinken anfängt und von der Welt nichts mehr wissen will. Aber es kommt noch schlimmer. Franz übernimmt die Gefährtinnen seines vermeintlichen Freundes Reinhold, sobald dieser ihrer überdrüssig geworden ist. Bald wird er von einer Verbrecherbande in einen Einbruch mit hineingezogen. Auf der Rückfahrt wirft ihn Reinhold, der auch mit von der Partie ist, aus dem Auto, und Franz verliert den rechten Arm. Dadurch wird er allerdings auch nicht zur Umkehr bewegt. Er lässt sich von Mieze, einer Prostituierten aushalten und beteiligt sich nun bald freiwillig an Einbrüchen. Erst als Reinhold Mieze erwürgt, wird es Franz zu viel. Er landet in der Nervenheilanstalt, wo sich sein Zustand so weit bessert, dass er ein neues Leben beginnen kann.
Textstelle im Sprachbuch auf Seite182:
a) Erzählperspektiven:
· Personaler Erzähler
· Reinhold
· Mieze
b) erzählerische Mittel, durch die der Perspektivenwechsel dargestellt wird:
· Absätze kennzeichnen den Wechsel in eine andere Perspektive
· Der Bewußtseinsstrom einer Person wird in den Dialog (direkte Rede) zur Untermalung ihrer Gefühle eingefügt
· Die Erzählung in dritter Person kennzeichnet nicht immer den außenstehenden Erzähler, sondern teilweise auch den Blickwinkel von Mieze oder Reinhold
· Nüchtern beschreibende Anleitungen dazu, wie man ein Tier schlachtet, sind als bildhafte Parallelgeschichte zu Miezes Ermordung in den Text eingefügt (Montagetechnik). Sie werden aus der Außenperspektive erzählt.

3. Sprache und Form
· dauernder Wechsel der Sprachebenen
· Großstadtroman
· Montagetechnik (Parallel- und Kontrastgeschichten, Leitmotive)
· Innerer Monolog
· Moderner Roman
· Expressionistische und naturalistische Elemente ("Expressiver Naturalismus")

4. Interpretation
· Parallel- und Kontrastgeschichten
· Leitmotive
· Der Roman als zeitgeschichtliches Dokument
· Deutungsansätze:
a) als gesellschaftskritischer Roman:
> kann nicht auf Biberkopf bezogen werden
b) als christlicher Roman:
> biblische Elemente, Franz wird wiederholt auf Gott aufmerksam gemacht
c) als aufklärerischer Roman:
> Überwindung der "selbstverschuldeten Ummündigkeit"
d) als Roman des Irrationalen:
> Schicksal, Tod als positive Größe
· Der Tod als zentrale Stelle des Romans:
Er klärt Franz über seine Irrtümer, seinen Hochmut und seine Unwissenheit auf. Im Durchgang durch den Tod wird Franz von seinen tierischen und pflanzlichen Seelen- bestandteilen gereinigt.
Die hier dargestellte Wiedergeburt unterscheidet sich von den christlichen Vorstellungen. Franz muss den für die Erlösung erforderlichen Tod nämlich selbst erleiden. Bei der christlichen Wiedergeburt, die in der Taufe gefeiert wird, stirbt Jesus Christus als stellvertretendes Opfer.
Der persönlich durchlittene Schmerz hat eine zentrale Bedeutung im Roman.
Die Wiedergeburt von Franz wird in einem Extra-Kapitel beschrieben.

5. Schluß
Döblins Erfolg wird fast auf diesen Roman reduziert. Von 1929 bis 1933, als dieser von den Nationalsozialisten verboten wurde, belief sich seine Auflage auf etwa 50 000 Exemplare.
Er wurde schon damals in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Quellen: Kindlers Neues Literaturlexikon, Kindler Verlag, München
Mentor Lektüre-Durchblick, Band 327, Mentor Verlag, München
Alfred Döblin, Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf, Walter-Verlag, Olten

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